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Exkursion Theresienstadt 2024

Exkursion Theresienstadt 2024

"Der Führer schenkt den Juden eine Stadt"

Das Ghetto Theresienstadt vor Ort zu erleben, nachzuspüren, auf welch engem Raum die Menschen leben und unter welch unmenschlichen Bedingungen sie arbeiten mussten, war das Ziel der Exkursion nach Nordböhmen. Kein Schulbuch und kein Schulunterricht kann diese hautnahe Erfahrung, die die Werkschulgruppe vor Ort gemacht hat, ersetzen.

Das Besondere an dieser Gruppe war, dass sowohl Schülerinnen und Schüler als auch El­tern und Mitarbeiter der Werkschule dabei waren. Eine bunte Mischung aus Interessierten, die sich am Ort des Geschehens mit der Geschichte der Judenverfolgung und dem Holo­caust ausei­nandersetzen wollten.

Der erste Tag war dem Ghetto Theresienstadt gewidmet.  Die Stadt wurde Ende des 18. Jahr­hunderts als Festungsanlage von Kaiser Joseph II. erbaut und bot den Nationalsozialis­ten ab November 1941 ideale bauliche Voraussetzungen, um Tausende Juden zu internie­ren.

festung
Hohe Wälle umgeben die einstige Garnisonsstadt aus dem 18.Jhd.

Zwei Freiwillige der Gedenkstätte Theresienstadt, beide um die 20 Jahre alt, führten die Werk­schulgruppe durch das Ghetto und ga­ben umfassende und tiefe Einblicke in das Leben im Lager: Zimmer, in denen 60 Leute auf engstem Raum und ohne jegliche Privatsphäre unterge­bracht waren. Betstuben, in de­nen sich die Gläubigen zusammenfinden konnten und Mäd­chen- und Jungenheime, in de­nen Kin­der getrennt von ihren Eltern wohnen mussten. Schulun­terricht für die Kinder war ver­bo­ten, Zuwiderhandlungen wurden mit dem Tode be­straft.

Erläuterung durch Freiwillige
Betstube
Schlafraum für 60 Personen ohne Privatsphäre

Ein Propagandafilm der Nationalsozialisten mit dem Titel „Theresienstadt – Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ zeigt das Lager als Ferienidyll. Die Häftlinge sitzen in der Sonne, machen Gymnastik und bestellen ihre Gärtchen. Kranke werden liebevoll gepflegt. Nicht nur eine Untersuchungskommission des Internationalen Roten Kreuzes ließ sich so bei einer Inspektion des Lagers täuschen.

Propagandafilm

Obwohl Theresienstadt kein Konzentrationslager, sondern ein sogenanntes „Durchgangsla­ger“ war, starben im Ghetto zigtausende Menschen an Unterernährung, Mangelerscheinun­gen und Krankheiten.

Das wurde einem bewusst, als man den christlichen und den jüdischen Zere­monienraum be­trat. In den Räumen wurden die Toten gewaschen und vorbereitet. Dort konn­ten sich Freunde und Verwandte von den Verstorbenen verabschieden, bevor die Lei­chen im Krematorium ver­brannt wurden.

Zetrmonieraum
Krematorium

Mehr als 155.000 Juden aus Deutschland, Österreich, Tschechien, den Niederlanden und aus Dänemark wurden mit dem Zug nach Theresienstadt transportiert. Das Gleis endet noch heute am Rande des Ghettos. Es markierte für viele das Ende ihres Lebens.

Diejeni­gen, die die unmenschlichen Bedingungen im Ghetto überlebt haben, wurden zur end­gülti­gen Vernich­tung nach Auschwitz und in andere Konzentrationslager transportiert.

Endstation Theresienstadt

Rüstungsproduktion unter Tage

Den zweiten Tag der Reise verbrachte die Gruppe in der Meißener Partnerstadt Leitmeritz, nur wenige Kilometer von Theresienstadt entfernt. Nach der Begrüßung durch den Vizebürgermeister und einer Be­sichtigung des besonderen kelchförmigen Rathausturmes ging es unter Tage. Die Gänge un­ter dem Rathaus bergen eine Ausstellung über die „Grube Richard“.

Die „Grube Richard“ war ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Gefangene mussten ein ehema­liges Kalkbergwerk so erweitern und vergrößern, dass die Nationalsozialis­ten ihre kriegs­wichtige Industrie unter Tage verlagern und damit vor dem Bombardement der Alliierten schützen konnten. Die Grube selbst ist heute nicht mehr zugänglich. Die Dokumenta­tion bietet einen guten Einblick.

Grube Richard

Die Exkursion wurde über das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ und durch eine Spende der FRoSTA AG, Lommatzsch finanziert.